Kunst im Kloster: Frühjahr 2018

 

Landwirtschaft der Gifte

Ihr Preis für den Menschen
The Human Cost of Agritoxins

Fotografien
von Pablo E. Piovano

 

25. Februar bis 25. März 2018

 

 

Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit läuft seit 20 Jahren im fernen Argentinien eines der weltweit größten landwirtschaftlichen Experimente: die Steigerung der agrarischen Produktion durch gentechnisch veränderte Pflanzen (Soja), verbunden mit einem exzessivem Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern (wie z.B. Glyphosat, DDT, Atrazin, 2,4-D, Endosulfan, Chlorpyriphos, Methamidophos). Seit 1990 stieg der Einsatz von Agrarchemikalien um 1000%. Allein 2015 wurden die Felder Argentiniens mit 320 Millionen Litern Agrargiften besprüht. Zugleich steigerte sich der Ertrag innerhalb von 20 Jahren von 11 auf 51 Millionen Tonnen Soja.

In den betroffenen Gebieten stiegen innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt die Krebserkrankungen von Kindern auf das Drei- bis Vierfache des Landesdurchschnitts. Missbildungen bei Neugeborenen und Fehlgeburten mit ungeklärter Ursache nahmen dramatisch zu, ebenso Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und geistige Behinderungen. Wurden Zusammenhänge mit dem Gifteinsatz auch immer wieder bestritten so ist z.B. Glyphosat seit 2015 von der WHO als `wahrscheinlich krebserregend` eingestuft. In Kalifornien ist es verboten, in der EU umstritten. Weltweit eingesetzt wird es nach wie vor – mit einem Jahresumsatz von 4 Milliarden US-Dollar.

Von 2014 bis 2017 hat Pablo Piovano die Menschen am Rande der Felder und die Bauern, über deren Köpfe die Sprühflugzeuge kreisen aufgesucht. „Es war nicht schwer, in diesen Gebieten betroffene Personen zu treffen. Eine führte mich zur Nächsten. Aberdutzende Leute öffneten mir ihre Türen und offenbarten immer wieder die gleichen Leidensgeschichten: angeborene Missbildungen, Fehlgeburten, Krebserkrankungen. Der Teufelskreis aus Erzähltem und Leiden verzerrte die Gesichter und verschmolz zu einem einzigen Schmerz, einem gemeinsamen Namen: tropfender Tod, stiller Genozid.“ Piovano zeigt, was ist und was keiner sehen will: Bilder, die sich zu einer Anklage summieren, Bilder einer tiefen Verzweiflung. Und zugleich der Hoffnung, etwas in dieser Welt vielleicht doch noch bewegen zu können.

 

Pablo Ernesto Piovano (*1981) lebt als Fotojournalist in Buenos Aires, Argentinien und arbeitet als Fotograf für die Zeitung Página/12. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, u.a. beim Festival Internacional de la Imagen in Mexiko, den International Photography Awards, den internationalen Fotojournalismus-Preises von Days Japan sowie den Nachhaltigkeitspreis beim LUMIX Festival für jungen Fotojournalismus in Hannover.

Der Katalog zur Ausstellung ist im Kehrer-Verlag erschienen:
Pablo E. Piovano, The Human Cost of Agrotoxins / El Costo Humano de los Agrotóxicos, 144 Seiten, ISBN 978-3-86828-767-7

 

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Einladung zur Ausstellung (PDF, 1,4 MB)