Pater Aurelius Arkenau

P. Aurelius Arkenau OP
„Ein Schutzengel wie Schindler”
Israels höchste Ehrung für deutschen Priester

von Wolfgang Wagner

 

Jerusalem/Leipzig - Einem deutschen Priester wird eine ungewöhnliche Ehrung zuteil: Als zweiter deutscher katholischer Geistlicher wird der Dominikanerpater Aurelius Arkenau von der israelischen Gedenkstätte "Yad Vashem" als "Gerechter unter den Völkern" geehrt. Es ist die höchste Ehrung, die Israel an einen Nicht-Juden zu vergeben hat.

Während des Zweiten Weltkrieges half Arkenau im Kloster in Leipzig-Wahren Verfolgten des NS-Regimes und rettete ihnen das Leben - vor allem Juden, aber auch Kommunisten, Deserteuren und Arbeiterpriestern.

Eine der Geretteten hat nun mit dem Bericht über ihre Rettung die hohe Ehrung möglich gemacht - mehr als sieben Jahre nach dem Tod Arkenaus am 19. Oktober 1991.

Der 1900 in Essen in Oldenburg geborene Sohn eines Landwirts wandelte sich nach anfänglichen Sympathien für die Nationalsozialisten - geschockt vom Rassismus und Terror der Nazis - zu einem erbitterten Gegner des Regimes. 1940 kam Arkenau nach Leipzig, wo er bis 1946 Superior des Wahrener Dominikaner-Konvents und Pfarrer der Gemeinde Sankt Albert war.

In einem Brief berichtete er über Umfang und Art der Hilfe: Weit mehr als 100 Menschen hielt er im Kloster versteckt, bis er eine Unterkunft oder falsche Pässe für sie organisiert hatte. Aber auch Kinder von zum Tode verurteilten Frauen aus einem nahegelegenen Gefängnis brachte er in Privatpflege unter, um sie vor der Hinrichtung zu retten.

Die Frau, die nun Zeugnis für den "Gerechten" ablegte, kam als verfolgte Jüdin mit ihrem kleinen Sohn zu Arkenau, den sie "Schutzengel" nennt. Er besorgte ihr einen Ausweis und eine Unterkunft in Halle, wo Mutter und Kind überlebten.

Sein Hauptmotiv, so berichtete Arkenau, sei kein "unmittelbar religiöses, sondern ein menschliches" gewesen: "Ich habe die Nazis gehasst." Mehr als 20mal sei er von der Gestapo verhört, manchmal brutal geschlagen worden. Nach dem Krieg engagierte sich der Geistliche in der CDU in Leipzig. 1946 wandte er sich gegen die KPD mit den Worten, die Deutschen hätten "die braunen Hemden nicht ausgezogen, um sie mit roten Hemden zu vertauschen". Wenig später wurde Arkenau aus Leipzig nach Westdeutschland abberufen.

Nach der Wende haben die Leipziger Bündnisgrünen das Wirken des Ordensmannes in ihrer Stadt wieder ins Gedächtnis gerufen. Sie sorgten auch dafür, dass im Stadtteil Wahren ein Platz nach Arkenau benannt wurde. Nun wird sein Name auch in die "Ehrenwand" von Yad Vashem aufgenommen. Er steht damit neben Namen wie Oskar Schindler.

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